Valentin Stanič, Bodrež bei Kanal 12.2.1774 – Görz 29.4.1847

»Valentin Stanič vereinigte auf harmonische Art und Weise die Tätigkeiten verschiedener Persönlichkeiten in sich: er war zugleich Liedermacher, Schriftsteller, Übersetzer, Lehrer, Erzieher, aufgeklärter sowie sozialorientierter Arbeiter, Priester, Arzt, Buchdrucker, Verbreiter der slowenischen Schrifttums, umsichtiger Bauer sowie Handwerker, Aufklärer, Physiker und Erdkundler, Weltreisender und Alpenschriftsteller, Menschenliebhaber, Tier- und Blumenfreund«, Evgen Lovšin.

Valentin Stanič, Humanist und Vorreiter des Alpinismus in Europa, wurde in Bodrež bei Kanal geboren. Seine Schulausbildung absolvierte er in Trbiž (Tarvisio) und Celovec (Klagenfurt) von 1798 bis1792 sowie in Salzburg von 1792 bis 1802. Im Jahr 1802 erhielt er die Priesterweihe. Einige Monate lang war er dann Kaplan in Nonberg bei Salzburg. Im Herbst 1802 kehrte er in die Grafschaft Görz (Goriška grofija) zurück und nahm dann dort den Dienst als Kaplan auf der Hochebene Banjška planota an. In den Jahren 1809 bis 1819 war er Vikar in Ročinj und danach bis zu seinem Tod, im Jahre 1847, Domherr in Görz. Seit 1828 trug er auch das Amt eines Hochschulrates.
In Salzburg, während seiner Studentenzeit, fing er das Bergsteigen an. Zu Beginn wahrscheinlich mehr aus wissenschaftlichen Beweggründen, doch mit der Zeit wurde die alpine Herausforderung immer mehr das Hauptmotiv für sein Bergsteigertum.
Viel Aufmerksamkeit schenkte er der Botanik, Geologie, Landvermessung und Klimatologie. Im Jahr 1800 war er mit den Erstersteigern auf dem Großglockner (3798 Meter ü.d.M.) und dann gelang es ihm als ersten Mensch überhaupt den höchsten Gipfel des mystischen Watzmannes (2713 Meter ü.d.M.) und des Hohen Gölls (2552 Meter ü.d.M.) zu erklimmen. Als Erster, vermass er die Höhe der drei wohl klangvollsten Gipfel der Ostalpen; den Gipfel des Watzmannes, des Großglockners und des Triglavs.Die Berge lockten ihn unaufhörlich. Er erklomm den Krn, Mangart, Prestrelejnik und im Jahr 1808 den Triglav. Später, während seiner Amtszeit in Görz, war er auf dem Monte Cavallo, dem Monte Pramaggiore und dem Clapsavon in den Südlichen Karnischen Alpen. Diese Berge bewunderte er von der Hochebene Banjška planota aus, die sich sehr gut als Aussichtspunkt eignet, sowie von den Bergen Sveta Gora und Sabotin.
PNeben seinen seelsorgerischen Tätigkeiten, war er auch Gesangsleiter, Landwirt, Zimmermann und Schmied. Kindern lehrte er das Lesen und Schreiben. In Ročinj erbaute er ein Schulgebäude; in Kanal lieβ er eine Behelfsbrücke über die Soča errichten. Zur gleichen Zeit schrieb er dem Kaiser und der Regierung einen Brief mit der Bitte eine Steinbrücke über die Soča zu erbauen. In Zeiten großer Hungersnot half er so der Bevölkerung, eine Arbeit zu bekommen, um etwas Geld zu verdienen. Er schrieb und übersetzte Lieder und vervielfältigte diese sogar auf seiner eigenen Druckerpresse. In Österreich war er einer der Ersten, die eine Schutzimpfung gegen die Schwarzen Pocken vornahmen.Nachdem er 1843 den Jahresbericht des Münchner Tierschutzvereines erhalten hatte, wurde er in diesem Tierschutzverein sofort Mitglied. Schon im Jahre 1846 gründete er dann selbst den ersten Tierschutzverein in der Österreich-Ungarischen Monarchie. Dieser Verein hatte mehr als 1000 Mitglieder, einige sogar in der Steiermark, Dalmatien und in Italien.
Als Hochschulrat ließ er neue Schulen bauen, und sorgte dafür, dass eine immer größer werdende Anzahl an Kindern diese Schulen auch besuchte. Im Jahr 1844 ermöglichte er Kindern aus ärmeren Familien eine Schulausbildung durch Stipendien, in die er einen erheblichen Anteil seines Vermögens investierte. Im Jahre 1836 bekam er das Buch über die Taubstummen-Lehre von Czech in die Hände. Daraufhin ruhte er nicht mehr, bis er 1840 in Görz eine Taubstummen-Lehranstalt gründete. Ausgerechnet bei seiner Arbeit in dieser Anstalt, verunglückte er so schwer, dass er einige Tage nach seiner Verletzung im Alter von 73 Jahren verstarb. Die Münchner Sektion des Deutschen Alpenvereines verleiht seit 1999 den Valentin- Stanič-Preis. Diesen Preis erhalten Persönlichkeiten im süddeutschen Raum, die sich auf Grund außergewöhnlicher, uneigennütziger Verdienste im humanitären Bereich und/oder auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes ausgezeichnet haben. Dem Kanaler Alpenverein wurde die Auswahl der Preisträger/in anvertraut. Zum Gedächtnis an die Erstbesteigung des Watzmanns vor mehr als 200 Jahren durch Valentin Stanič, wurde im Jahr 2005 das „2. Symposium Höhenphysiologie und Praxis am Fuße des Watzmann“ unter Mitwirkung von Prof. Dr. med. H.-V. Ulmer aus Mainz durchgeführt.

Autoren: Jože Medvešček in Marko Valentinčič

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