• Slovenian (SI)
  • Italian - Italy
  • English (United Kingdom)
  • Deutsch (DE-CH-AT)

Auf den Spuren von Valentin Stanič

Die Wanderung zu Ehren Staničs beginnt am Srebrničev trg (Srebrnič-Platz) in Solkan. Direkt in unmittelbarer Nähe davon, befindet sich etwas oberhalb der Plenčičev trg (Plenčič-Platz). Dort, bei der Kirche, finden wir eine Gedenktafel mit einem Zitat der Schenkungsurkunde des Römischen Kaisers Otto des III. an den Patriarchen Johannes von Aquileia aus dem Jahr 1001, auf der geschrieben steht: » …die Hälfte der Burg, die man Solkan nennt und die Hälfte des Dorfes, die man in der Sprache der Slawen, Gorica nennt...«

junij 2011 026 (1)Von hier aus gehen wir dann auf der Hauptstrasse Richtung Kanal/Tolmin, weiter über die Soča-Brücke »most Osimske ceste«, die nach Goriške Brda führt. Auf der Soča-Brücke kann man die nahe liegende Solkaner Eisenbahnbrücke »solkanski želežniški most« mit seinem berühmten 85-Meter langen Steinbogen, aus dem Jahr 1906, bewundern. Auf der Hauptstrasse geht es zunächst weiter, bis wir uns dann auf einem Pfad die Berghänge des Sabotin hinauf arbeiten. Der Berg Sabotin wurde schon 1976 zum bedeutenden Naturerbe Sloweniens erklärt; hier finden wir eine große Vielfalt an geschützten, einheimischen Pflanzenarten. Auf unserem Weg bietet sich uns bald ein wundervoller Ausblick auf Nova Gorica an. Die Stadt Nova Gorica wurde zwischen Solkan und Görz/Gorica in Italien erbaut. Slowenische Vorfahren gaben Görz/Gorica vor tausend Jahren, damals war es noch ein Dorf, seinen Namen. Nachdem Erhalt der Stadtwürde, war Görz zunächst Mittelpunkt der Grafschaft Görz und später sogar Mittelpunkt der geschichtsträchtigen Görzer Landes (Goriška dežela). In diesem Gebiet lebten drei europäische Volksgruppen über Jahrhunderte lang friedlich miteinander. Leider ist in jüngster Zeit, dieses Zusammenleben, mehr von einem gegenseitigen Widerstreit gekennzeichnet. Hier in Görz lebte unser Stanič ganze 28 Jahre lang, und wirkte erfolgreich auf verschiedenen Tätigkeitsgebieten.   

ostankiNach einer guten Stunde zu Fuß, kommen wir dann zu den Überresten der Kirche Sv. Valentin (Heiliger Valentin). Diese Kirche, an einem Wallfahrtsweg, wurde vermutlich schon im 14. Jahrhundert erbaut. »Hier herauf kam Valentin Stanič, um seinen Namenstag zu feiern«, so schrieb Anton Martin Slomšek in seinen »Drobtinice«. Aber Stanič nahm damals nicht unsere Wanderroute, sondern ging von Görz aus schon bei der Pevmski-Brücke auf die Brda-Seite hinüber. Dann ging er weiter vorbei an Pevma und Štmavr bis zur Fußseite des Sabotin, dem heutigen italienischen Staatsgebiet, um die Ruinen der Kirche Sv.Valentin zu erreichen. Über den Kamm des Berges Sabotin – direkt unter uns liegt der Fluss Soča mit seinem Staudamm und Wasserkraftwerk, auf der anderen Flusseite drüben, erhebt sich die Skalnica mit der Wallfahrtskirche Sveta Gora auf ihrem Gipfel, etwas weiter entfernt erblicken wir den Trnovski gozd (Ternovaner Wald), den Čaven sowie den Modrasovec - erreichen wir bald den Gipfel des Sabotin, den so genannten Poklon (609 Meter ü.d.M).
goreIn südlicher Richtung blickend, sehen wir den Karst, die Görzer Tiefebene, den Fluss Soča und das Meer. In westlicher Richtung befinden sich das hügelige Brda, die Ebene von Friaul und dahinter die Südlichen Karnischen Alpen mit den von Stanič so geschätzten Bergen Monte Cavallo, Monte Pramaggiore und  Clapsavon. Bei guter Sicht gelingt es uns auch Civetto und Antelao in den Dolomiten zu sehen.Zwischen Brda auf der linken und dem Soča-Tal auf der rechten Seite führt uns unser Weg dann weiter auf einen Grat, auf dem wir unzählige Überreste von Schützengräben, Bunkern und militärischen Tunnelsystemen vorfinden. Während des Ersten Weltkrieges war dies der Schauplatz fürchterlicher Kämpfe zwischen italienischen und österreich-ungarischen Einheiten. Im September 1943 verlief auf dem Sabotin auch die Frontlinie »Goriška fronta«, die damals Görz umschloss.Dann geht es zwei Stunden leicht bergab, vorbei an der Schutzhütte und der Jägerhütte des Sabotin, bis nach Vrhovlje. Hier geht die Region Goriška Brda geographisch in das Soča-Tal über. Die Region Brda ist ein altes Siedlungsgebiet, das es schon in Römischen Zeiten gab. Auf den Hügeln Brdas wachsen Weinreben, Kirschen und Pfirsiche. Die Einheimischen dieser Region, im Volksmund »Brici« genannt, schützten schon immer das Slowenentum, z.B. blieben sie weitestgehend autonom und gingen auch keine Mischehen mit ihren Nachbarn den Friulanern ein. koradaAufgrund der nahe liegenden Grenze gab es hier aber immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen und so entstanden viele Wehrbefestigungen und Burgen. Nun haben wir die erste Etappe der Wanderung bzw. die erste, der beiden kürzeren Strecken, hinter uns gebracht. In Vrhovlje geht die Hauptroute weiter, bzw. beginnt die zweite Kurzvariante. Diejenigen, die bereits schon den Weg über den Sabotin hinter sich gebracht haben, bemerken nun sicherlich leichte Ermüdungserscheinungen, weil wir den höchsten Punkt unserer Wanderung, die 812 Meter hohe Korada, angehen. Einheimische nennen diesen Berg auch Sveta Gendrca, aber auch Kobalar oder Kobališče. Der Fußmarsch von Vrhovlje bis hierher dauert circa eineinhalb Stunden. Die notwendige Ruhepause verschönern wir uns mit dem tollen Ausblick, den man von hier oben aus hat. Bei guter Sicht, können wir den Snežnik, den Učka, die adriatische Küste, im Westen die Ebene von Friaul, die Karnischen Alpen sowie die Dreitausender der Dolomiten sehen.

spominska-pot-02Von diesem Aussichtspunkt nur zehn Schritte weiter, erblicken wir die Julischen Alpen mit dem Monte Chiampon, Muzci, Kanin, Matajur, Rombon, Mangart, Jalovec, Krn, Triglav, die Gebirgszüge der Südlichen Wacheiner Berge (Južne Bohinjske gore), wir sehen die Tolminer Seite, bis hin zum Črna prst (Schwarze Erde) und Porezen. Valentin Stanič war vor mehr als zweihundert Jahren auf einigen dieser Berge mit seinen Messgeräten unterwegs. Von hier aus sieht man, hinter dem Petrovo Brdo, sogar den Grintovec in den Steiner Alpen (Kamniške Alpe). Dicht unter uns, liegt das Tal das Grenzflüsschens Idrija. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das Bergland der Slavia Veneta (Beneška Slovenija) mit dem schon seit jahrhunderten bekannten friulanisch, slowenischen Wallfahrtsort Stara gora (Castelmonte).
Nordöstlich erstreckt sich der Bergrücken des Kanalski Kolovrat mit der Wallfahrtskirche Marijacelje. Auf der anderen Seite der Soča, hinter dem Jelenko, versteckt sich die Hochebene Banjška planota mit den Banjšiče, dem Ort der ersten seelsorgerischen Tätigkeiten Valentin Staničs auf einheimischen Boden.Nur wenige Gehminuten weiter, führt uns der fast ebene Weg zur Pyramide, die auf dem höchsten Punkt der Korada liegt. Nun ist es auch nicht mehr weit bis zur Kirche Sv. Gendrca, die aus dem 16. Jahrhundert stammt. Diese Kirche wurde während des Ersten Weltkrieges zerstört, um dann 1936 wieder aufgebaut zu werden. Den Namen »Gendrca« erklärt uns die Inschrift auf der kleinen Kirchenglocke:
 

kanal-most »In Deinem Geburtsland bist Du, Gertrude - den Namen Jerica würden wir Slowenen lieber hören - hier auf der Korada thronst Du schon Jahrhunderte lang, im Herzen vereinigst Du den Norden mit dem Süden, mit Deiner heiteren Güte hast Du unsere Zuneigung gewonnen, lass uns einfach Sv. Gendrca zu Dir sagen«. Endlich haben wir die Korada erklommen. Der Weg führt uns dann über den Kamm des Kanalski Kolovrat zum Gipfel, auf dem die Kirche Sv. Jakob steht; hier erwartet uns ein wunderschöner Ausblick auf das Venezianische Hügelland und die Julischen Alpen (Julijce). Bergab geht es weiter Richtung Kanal, vorbei am Weiler bei Ravne und dem Heuschuppen Kal in der Nähe von Gorenje vas bei Kanal. Angeblich wurde Kanal früher auch Dolenja vas genannt. Unter der Eisenbahnbrücke hindurch und schon befinden wir uns auf der Soča-Brücke. Die Soča-Brücke sollen schon die alten Römer erbaut haben. Als sicher gilt, dass sie im Mittelalter um das Jahr 1350, erstellt wurde.

kanal-most-cez-soco

Für uns Stanič-Anhänger ist diese Brücke von besonderem Interesse. Französische Truppen zerstörten sie bei ihrem Rückzug im Jahr 1813. Valentin Stanič, damals Vikar in Ročinj, erstellte einen Bauplan und führte den Bau einer Behelfsbrücke aus Holz durch. Gleichzeitig schrieb er dem Kaiser und der Regierung einen Brief in Versform, mit der Bitte eine neue Steinbrücke zu erstellen. In Zeiten von Hunger und Not konnte er so der damaligen Bevölkerung helfen Geld zu verdienen. Auf Deutsch schrieb er: „Uns druckt Noth, Franz! Gib Brot: Sonst- o Gott! Schneller Tod“. Die slowenische Übersetzung von Anton Martin Slomšek lautet folgendermaßen: „Sila nas stiska, Franc, dajte kruha! Če ne, o Bog! Hitra bo smrt“.

Slomšek schrieb weiter in seinen Anmerkungen: „Franz, der gutherzige Kaiser, gab den Leuten Brot. Aber auch den fürsorglichen Hirten vergaβ er nicht und zwei Jahre danach wurde er befördert“. So wurde Stanič Domherr in Gorica (Görz) und die neue Steinbrücke im Jahr 1816 erbaut. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Hauptbogen über die Soča zerstört, nach dem Krieg ist er mit Beton, nun etwas breiter, wieder aufgebaut worden. Der kleinere (nördliche) Landbogen aus Stein ist Teil der Brücke von 1816, für die sich Stanič eingesetzt hatte. Hierfür spricht auch die Art und Weise wie die Steine bearbeitet worden sind. Endlich sind wir in Kanal, dem mittelalterlichen Städtchen mit einem Stadtkern reich an kulturellem Erbe. Gleich hinter der Brücke befindet sich die kleine Altstadt, die erstmals im Jahr 1140 schriftlich erwähnt wurde. Damals war Kanal noch von einer Stadtmauer umzogen. Zwei Stadttürme blieben uns aus dieser Zeit bis heute erhalten. Einer davon dient als Ausstellungsraum der Galerie Rika Debenjak und ist noch im Originalzustand. Den zweiten Stadtturm können wir als Eckhaus der Gaststätte Križnič bewundern. Auf der Kontrada steht das berühmte Gotische Haus mit dem Originalzimmer des Komponisten Marij Kogoj und der Bibliothek Josip Kocjančičs. Auf dem Marktplatz, bei der Kirche Maria Himmelfahrt (cerkva Marijinega vnebozetja), die gotischem Altar besitzt, finden wir den Neptunbrunnen von Matija aus dem Jahr 1815 und das Valentin-Stanič-Denkmal des Bildhauers Janez Pirnat aus dem Jahr 1957. Am oberen Ende des Marktplatzes befindet sich das Denkmal des Komponisten Marij Kogoj, am südlichen Ortseingang Kanals, das Denkmal des Malers Ivan Čargo. Die fleißigen Gebrüder Leban, die Gebrüder Mole’ (Vojeslav war Übersetzer und Rudolf Historiker) waren noch in Zeiten der Lesestuben in Kanal zuhause, wie auch noch viele andere verdiente Männer. Der Weg „Auf den Spuren von Valentin Stanič“ endet nun hier. Ziemlich lang dauerte die Wanderung, doch stellt sie ein angemessenes Andenken an Valentin Stanič dar, der ungezählte Male auf dem Berg Sv. Valentin war. Gleichzeitig soll sie uns auch an seine mehrmaligen Wanderschaften von Salzburg aus, heim nach Bodrež erinnern.  

Vielen Dank für Ihre Teilnahme. Eine gute Heimreise wünschen wir Ihnen. Bleiben Sie gesund und kommen Sie nächstes Mal wieder.

nacrt-kanalPlaninsko društvo Valentin Stanič Kanal

Literaturverzeichnis:
Fran Levec: Soča 1873 / Slovenija-turistični vodnik, ZMK 1955
Marijino Celje 3, Sakralni spomeniki Primorske 1995
Evgen Lovšin: Valentin Stanič, Ljubljana 1956
Stanko Klinar: Valentin Stanič, PZS 2000 / Kanalski kolovrat, 2000
Po sledovih naše prisotnosti, Gorica Transmedia 2002
Sergio Tavano: Gorica in njena grofija, Gorica 2002
Dr. Tanja Peterlin-Neumaier: Staničevo zadnje dobro delo, 2002
Autoren: Jože Medvešček und Marko Valentinčič
Übersetzer: Jožef Križaj, Dr. Tatjana M. Peterlin-Neumaier, DTP A-media



 

Unterkünfte -
Ferienwohnung
Pr' Cerovščku
 
Gregorčičeva 3
5213 Kanal

G: +386 (0)41 728 561

T: +386 (0)5 300 03 33
F: +386 (0)5 333 30 34
info@apartma-kanal.si
 

 

- Annmietung Zimmer, Apartment oder Haus
Pr' Cerovščku

       - Familienfreundlich